Author(s):
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Riedl, Nadine |
URL:
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http://www.diss.fu-berlin.de/2005/155/ |
Format:
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Book |
Publisher:
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Freie Universität Berlin |
Publication City:
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Berlin |
"Die Städte der Dekapolis, die größtenteils im Gebiet des nördlichen Jordaniens liegten, waren nach dem Tod Alexanders des Großen Schauplatz eines Machtkampfes zwischen Ptolemäern und Seleukiden. Seit 64/63 v. Chr. standen die Städte unter römischer Herrschaft. Die Dekapolis war aller Wahrscheinlichkeit nach niemals ein fest umgrenztes, als politische Einheit funktionierendes Bündnis.Ihre wechselvolle Geschichte machte die Dekapolisregion zu einem Schmelztiegel verschiedener Kulturen. Die dadurch ausgelösten vielschichtigen Akkulturationsprozesse beeinflußten auch die Kulte. Die Analyse des vorhandenen Materials liefert Aufschluß über Qualität und Ausmaß der Hellenisierung bzw. Romanisierung sowie über die Verschmelzung verschiedener kultureller Einflüsse. Grundlage der Untersuchung ist ein Katalog, in dem die archäologischen und epigraphischen Zeugnisse für die Gottheiten und Kulte in den Dekapolisstädten Abila, Adraa, Capitolias, Dion, Gadara, Gerasa, Hippos, Pella, Philadelphia und Skythopolis zusammengestellt sind.Diese Zeugnisse entstammen unterschiedlichen Gattungen von der Architektur bis zu Kleinfunden wie Terrakotten, Münzen und Gemmen.Es lassen sich Kulte der unterschiedlichsten Herkunft nachweisen: Neben Gottheiten des griechisch-römischen Pantheons sind ägyptische, arabische, nabatäische, syrische und phönizische Gottheiten vertreten.Die Städte der Dekapolis besaßen orientalischer Tradition gemäß kein Pantheon im klassischen Sinne, das sich aus einer Vielzahl von Göttern mit klar voneinander abgegrenzten Funktionsbereichen zusammensetzte. Stattdessen wurde in den Poleis jeweils ein übergeordnetes Götterpaar verehrt, unter dessen Schutz das gesamte Gemeinwesen stand.In den figürlichen Darstellungen und Schriftzeugnissen treten die Gottheiten in unterschiedlicher Gestalt auf. Zahlreiche in den Dekapolisstädten gefundene Götterbilder folgen der griechisch-römischen Ikonographie. Gelegentlich enthalten solche Darstellungen aber auch einzelne Hinweise auf eine synkretistische Verbindung. Noch deutlicher erscheinen derartige Verbindungen bei Darstellungen, in denen die griechisch-römische und die orientalische Ikonographie miteinander vermischt werden. Schließlich gibt es noch die Gruppe rein orientalischer Bildtypen. Entsprechend treten bei den Inschriften unterschiedliche Benennungsformen von Gottheiten auf: Neben eindeutig orientalischen bzw. nur oberflächlich gräzisierten Götternamen sind es vor allem die zahlreichen Epiklesen, die auf eine orientalische Gottheit hinweisen.Die sakrale Architektur der Dekapolis zeigt ein weitgehend römisches Erscheinungsbild, wobei die Bauwerke lokalen rituellen Bedürfnissen entsprechend modifiziert wurden.Generell ist in den Dekapolisstädten bei aller Anpassung an die neuen Herrscher eine deutliche und zielstrebige Bewahrung der eigenen, einheimischen Kulttraditionen feststellbar. Gleichzeitig wurden Kulte dazu eingesetzt, die griechischen Wurzeln der Poleis und ihrer Bewohner sowie deren Zugehörigkeit zum Imperium Romanum zum Ausdruck zu bringen."
Subject(s): |
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Permalink: |
http://etana.org/node/10703 |